Schwappe unter im Algorithmus, die Augen knapp über Wasser und spreche platzende Wasserblasen in den Strom, der zwar meine Sinne reißend mit sich fortträgt, aber meine Worte verliert. Selbst unsichtbar, berühren mich deine Zeilen in Millisekunden, bis sie so weit wegfließen, dass man sie aktiv suchen muss. Aber wie oft wendet man sich schon gegen den Strom, wenn alles auf Vorwärts, Weiter und Mehr drängt? Schnelle Herzen werden verteilt, aber wenige Worte, die von Herzen kommen. Erfahrungen in bewusster Selektion, durch sie wir unbewusst streifen, die Bewegung der Fingerkuppen schon routiniert.
Nein, ich habe dich nicht vergessen, man hat dich einfach nicht mehr gesehen.
Zwischen all dem Cappuccinoschaumknistern und Papierrascheln gewöhnlicher Nachmittage frage ich mich, was der Sinn des ganzen hier ist. Dieser Aneinanderreihung von Alltagsfiktionen. Dieser Fragmente, die im Raster irgendwie zusammenwachsen, eine Vollständigkeit behaupten. Dieser Filter, die jeden Makel auszubessern scheinen. Dieser Risse, die unscheinbar zwischen den Bildern verschwinden. Dieser Momente, die fein säuberlich kategorisiert werden – Highlight oder weg damit. Dieser ästhetischen Logik, der man sich kaum entziehen kann. Dieser Authentizität, die man einfordert, und die es doch nicht geben kann.
Vielleicht braucht (fast) jedes Bild den Hinweis: Dieses Bild ist das 55. einer ganzen Reihe, die nicht spontan aufgenommen wurde und den Alltag authentisch nachstellen soll.
Vielleicht braucht jedes Profil den Hinweis: Hier seht ihr die glücklichsten 10% meiner Lebenszeit – gefiltert und mit Filter.
Vielleicht lernen wir irgendwann, jedem (Alltags-)Bild eine künstlerische Intention zu unterstellen.
Vielleicht hören wir auch irgendwann auf, in einem Bild leben zu wollen.